Veranstaltungen
Die Veranstaltungen finden, sofern nicht anders angegeben, im ChorForum Essen,
Fischerstr. 2-4, statt.
Der Eintritt ist in der Regel frei.

Das gesamte Jahresprogramm 2026 ist einzusehen auf unserem Flyer:
Jahresprogramm 2026
Donnerstag, 22. Januar 2026, 18.00 Uhr, ChorForum
Prof. Dr. Gaby Herchert (Duisburg-Essen):
Von seelenlosen Nymphen, betrogenen Melusinen und verführerischen Meerjungfrauen

In Mythen und Erzählungen bevölkern wundersame Wasserwesen Brunnen, Quellen, Teiche, Seen, Bäche, Flüsse und Meere. Ihr Aussehen und ihr Charakter variieren, je nachdem, wo und wann die Geschichten über sie erzählt werden. Besondere Aufmerksamkeit haben seit jeher die Wasserfrauen, die als Sirenen mit ihrem Gesang Seefahrern die Orientierung rauben, als Melusinen erbarmungslos Betrüger verfolgen oder als Meerjungfrauen Fischern und Prinzen die Köpfe verdrehen. Ihnen sind zahlreiche Lieder, Gedichte, Sagen, Märchen, Romane, Opern, Operetten und Filme gewidmet. Mit einem Streifzug durch die Literatur- und Kulturgeschichte werden einige dieser bemerkenswerten Wasserfrauen in den Blick genommen.
Do., 13.03.2025, 18.00 Uhr
Vortrag von Martin Blum (Berlin): Goethes „Früchte voll irdischer Süße“. Erdbeeren in deutschsprachigen Gedichten des 18. Jahrhundert

„Früchte voll irdischer Süße“, so bezeichnet Johann Wolfgang Goethe die Erdbeeren in seinem Gedicht „Versuchung“ aus dem Jahr 1781. Es sind Verse, die er Charlotte von Stein übersendet, zusammen mit einem liebevollen Brief und einem Körbchen frischer Erdbeeren aus seinem eigenen Garten. Der Vortrag führt neben Goethe auch in die Dichtungswelten von Barthold Heinrich Brockes, Gottfried August Bürger und Johann Gottfried Herder. Er zeigt, dass in der kleinen Frucht Großes verborgen liegt.
Donnerstag, 19. Februar 2026, 18.00 Uhr, ChorForum
Barbara Kiem (Freiburg i. Br.)
«Wir gehn auf tauumperltem Pfad». Ein Waldspaziergang mit Robert Schumann. Am Klavier: Ayako Imoto

Mit den «Waldszenen opus 82» ruft Schumann in den romantischen Wald, in einen entrückten Ort, ähnlich dem Märchenwald. – Die Romantiker imaginieren eine ästhetische Landschaft, die poetisch bestimmt ist, deren Vokabeln wie Baum, Berg oder Quelle sie zu Metaphern des subjektiven Empfindens umprägen. Der Waldesgrund als Resonanzraum der Seele; wer den Waldrand überschreitet, begibt sich in die inneren Wälder, die Labyrinthe der Psyche.
Donnerstag, 26. März 2026. 18.00 Uhr, ChorForum
Dr. Bertold Heizmann (Essen):
Wumshäter und die Büchse der Pandora. Über Misogynie in der Literatur

Die angebliche Minderwertigkeit des weiblichen Geschlechts ist in der abendländischen Literatur tief verankert. Maßgebliche ‹Urbilder› sind die biblische Eva oder die mythologische Pandora, die immer wieder für das ‹Böse› in der Welt herhalten müssen. In der klassischen Literatur (Lessing, Wieland) finden sich auch humoristische oder kuriose Versionen, die allerdings die bis heute verbreiteten abfälligen Einschätzungen nicht abzumildern vermögen. Eine Sonderrolle spielt Goethes Pandora.
Donnerstag, 30. April 2026, 18.00 Uhr, ChorForum
Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher (Halle/Saale):
«Ihr nennt ihn euer und ihr dankt und jauchzt» – Goethe-Jubiläen zwischen 1849 und 1949

Jubiläen sind wesentliche Bestandteile der Erinnerungskultur: Sie bezeugen den Willen einer Gemeinschaft, ein als wesentlich und erinnerungswürdig empfundenes Ereignis feierlich zu begehen. Jubiläen und deren Feiern werfen interessante Streiflichter auf gesellschaftliche Zustände der Zeit, in der gefeiert wurde, und auf die geistigen Befindlichkeiten der Feiernden selbst. Dies trifft in besonderem Maße auf die Feiern zu Ehren Goethes zu.
Donnertag, 28. Mai 2026, 18.00 Uhr, ChorForum
«Tief in der Kehle – Julius August Walther von Goethe»
Ein gelesenes Spiel von Vicki Spindler
mit Daniel Minetti und Vicki Spindler

Julius August Walther von Goethe – immer war er nur der Sohn von Johann Wolfgang von Goethe und Christiane Vulpius. In den Augen der Welt hätte es ihn nicht geben dürfen. Ein Makel – lebenslang. So existiert bis heute ein Bild des Versagers, des Trinkers, des Feiglings. Im Vergleich mit anderen schnitt er schlecht ab, die Wenigsten sahen ihn einfach als Menschen. Wie auch, selbst der Vater vernichtete Zeugnisse von ihm, Briefe, Tagebücher. Bereinigung aus Scham, Schuld?
Aber er war da. 40 Jahre lang. Nehmen wir das Wenige, was blieb, und setzen die Scherben zusammen. Sehen wir genau hin, fühlen wir mit und seien wir endlich gerecht. Das hat er verdient.
Sonntag, 12. Juli 2026, 17.00 Uhr, Bürgermeisterhaus Essen-Werden
«Der mit dem Teufel tanzt»
artEnsemble Theater
Mit Susanne Hocke und Jürgen Larys (Träger des Kulturpreises der Stadt Lünen 2019)
Mephisto-Performance im Stil der 20er Jahre – Eine Verführung

Der Teufel – oder ist es eine „sie“? – hatte die Verführung schon immer auf seiner Seite. Während der Pfad der Tugend meist als schmal und steinig beschrieben wird, scheinen dem, der seine Seele verkauft, alle Türen offen zu stehen. Ihm winken Reichtum, ewige Jugend, erotische Erfüllung und unbegrenzte Machtfülle. In dem Klassiker der deutschen Literatur „Faust“, der immer wieder Referenzpunkt dieser Performance ist, beschreibt Johann Wolfgang von Goethe sehr eindringlich, was dieser Weg für den Einzelnen und für die Mitwelt bedeutet. Nach der Zerstörung des geliebten Menschen und seines sozialen Umfeldes im ersten Teil der Tragödie werden in „Faust II“ die Menschheitsdramen vorgezeichnet, die uns auch gegenwärtig umtreiben: Finanzkrise, Zwangsarbeit, Umweltzerstörung und die Kriege, die daraus erwachsen. „Der mit dem Teufel tanzt“ zeichnet diesen Weg vom Sturz aus dem Himmel bis in unsere Zukunft poetisch und unterhaltsam nach. Diese Performance im Stil der 20er Jahre stellt die Frage nach Ursprung und Sinn des Bösen in der Welt ebenso wie die Frage nach seiner Überwindung. Ganz folgerichtig steht Mephisto, ohnehin der (un)heimliche Star fast jeder Faust-Aufführung, im Zentrum dieser scharfsinnig unterhaltsamen theatralischen Untersuchung. Das Thema wird bekömmlich, ohne dass es dabei seinen Tiefsinn verlöre.
Eine Produktion in Zusammenarbeit mit dem Faust-Archiv Knittlingen und „Auerbachs Keller Leipzig“.
Freitag, 28. August 2026, 19.00 Uhr, Bürgermeisterhaus Essen-Werden
Konzert zu Goethes Geburtstag:
Goethe-Lieder mit dem Heeren-Duo

Werke von Schubert, F. Hensel, Beethoven, H. Wolf, Loewe, Liszt u.a. Mit dem Heeren-Duo (Benedict Heeren, Gesang; Vincent Heeren, Klavier). Foto: © C. Passauer
Donnerstag, 3. September 2026, 18.00 Uhr, ChorForum
Prof. Dr. Rudolf Denk (Freiburg i. Br.):
Goethe als Librettist

Goethes Libretto für eine «teutsche Operette in italienischer buffa-Manier» Scherz, List und Rache steht im Mittelpunkt des Vortrags. Unter Einbeziehung dramaturgischer und theatralischer Gesichtspunkte erscheint der Text des „Dichter – Librettisten“ Goethe in einem neuen Licht. Auch wenn die erste Komposition des Librettos mit einer bis heute aktuellen Thematik von Geld und Besitz durch Philipp Christoph Kayser beim damaligen Publikum um 1800 nicht ankam, sind die späteren musiktheatralischen Fassungen von Goethes Textvorlage umso überraschender und spannender. Die theatralischen Spiegelungen dieses Librettos reichen vom Anfang des 19. bis ins 20. Jahrhundert und werden in repräsentativen Audio- und Videoaufnahmen der Komponisten Kayser, Peter von Winter, Max Bruch und Egon Wellesz vorgeführt und analysiert.
Donnerstag, 8. Oktober 2026, 18.00 Uhr, ChorForum
Melanie Hillerkus (Jena):
Goethes Diener

Wie viele seiner Zeitgenossen hatte Goethe sein ganzes Leben über Hausangestellte, zuweilen waren bis zu sechs Personen in seinem Wohnhaus am Frauenplan tätig. Wie kann man sich das Zusammenleben und Arbeiten aller unter einem Dach vorstellen? Welche Tätigkeiten gingen die einzelnen Angestellten nach? Was erwartete die Familie Goethe von ihren Bediensteten? Und wie lässt sich das Verhältnis zu einzelnen Angestellten, wie Goethes Beziehung zu seinem langjährigen Diener Philipp Seidel, beschreiben? Mithilfe diverser zeitgenössischer Quellen (u.a. Briefe, Haushalts- und Rechnungsbücher, Arbeitszeugnisse und polizeiliche Anzeigen) möchte der Vortrag einen lebendigen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelten von Goethes Dienern geben, die bis heute vielfach im Schatten des berühmten Dichters stehen.
Donnerstag, 12. November 2026, 18.00 Uhr, ChorForum
Prof. Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer (Tübingen):
«Es ist von Goethe!» – Auf Goethes Spuren in der deutschsprachigen Kinderliteratur

Goethe hat von sich behauptet, nie etwas für Kinder geschrieben zu haben, aber einige seiner Werke wurden schon im 19. Jahrhundert als geeignete Kinderlektüre betrachtet und in Schulbüchern, Gedichtanthologien oder illustrierten Prachtausgaben veröffentlicht. Seine Bearbeitung von Reineke Fuchs ebenso wie die Balladen Der Zauberlehrling und Der Erlkönig wurden bis in die Gegenwart hinein von namhaften Künstlern und Künstlerinnen illustriert. Neben diesen Adaptionen gibt es etliche Kinderbücher, die auf Goethes Werk referieren. Während bei Johanna Spyris Kinderklassiker Heidis Lehr- und Wanderjahre (1880) der Titel bereits auf Goethes Wilhelm Meister-Romane hinweist, sind die intertextuellen Bezüge in anderen Kinderbüchern eher versteckt. Welche Bedeutung die Referenzen auf Goethe für das jeweilige kinderliterarische Werk haben, wird anhand von drei Kinderromanen, Wilhelm Speyers Der Kampf der Tertia (1927), Erich Kästners Emil und die drei Zwillinge (1935) und James Krüss’ Timm Thaler oder das verkaufte Lachen (1962), illustriert. Abschließend wird dargelegt, welche Rolle Goethe in der aktuellen Kinderliteratur spielt.