Veranstaltungen

Die Veranstaltungen finden, sofern nicht anders angegeben, im ChorForum Essen,
Fischerstr. 2-4, statt.
Der Eintritt ist in der Regel frei.

Das gesamte Jahresprogramm 2025 ist einzusehen auf unserem Flyer:
Jahresprogramm 2025


Donnerstag, 13. Februar 2025, 18.00 Uhr, ChorForum

Prof. Dr. Irmela von der Lühe: „Lotte in Weimar“: Thomas Manns Goethe zwischen Wahrheit und Dichtung.

In neun Kapiteln lässt Thomas Mann in seinem 1939 erschienenen Roman „Lotte in Weimar“ ein literarhistorisch pikantes und zeitgeschichtlich brisantes Geschehen abrollen. Wird es – so sollen sich Leserinnen und Leser mit wachsender Spannung fragen – zu dem von Charlotte Kestner, geb. Buff, im Herbst 1816 in Weimar eingefädelten Wiedersehen zwischen ihr, der Heldin des „Werther“, und dem inzwischen 67-jährigen Goethe kommen? Goethe-Verehrung und Goethe-Parodie bestimmen Thomas Manns Roman auf allen Ebenen. Die Faszination verbirgt sich in der Maske spöttischer Kritik, und in der ironischen Demontage des großen Mannes äußert sich die Verehrung für ihn. Der Vortrag der Berliner Germanistin möchte an Entstehung und Komposition des Romans verdeutlichen, welche Absichten und Wirkungen Thomas Mann mit diesem „Vexierspiel“ aus Wahrheit und Dichtung gerade im Kontext der Zeitgeschichte verfolgte.


Do., 13.03.2025, 18.00 Uhr

Vortrag von Martin Blum (Berlin): Goethes „Früchte voll irdischer Süße“. Erdbeeren in deutschsprachigen Gedichten des 18. Jahrhundert

„Früchte voll irdischer Süße“, so bezeichnet Johann Wolfgang Goethe die Erdbeeren in seinem Gedicht „Versuchung“ aus dem Jahr 1781. Es sind Verse, die er Charlotte von Stein übersendet, zusammen mit einem liebevollen Brief und einem Körbchen frischer Erdbeeren aus seinem eigenen Garten. Der Vortrag führt neben Goethe auch in die Dichtungswelten von Barthold Heinrich Brockes, Gottfried August Bürger und Johann Gottfried Herder. Er zeigt, dass in der kleinen Frucht Großes verborgen liegt.


Do., 03.04.2025, 18.00 Uhr

Dr. Bertold Heizmann (Essen): „Kein Traum ist völlig Traum“ (Schnitzler). Sigmund Freud und die Literatur des frühen 20. Jahrhunderts. 

Psychoanalytische Deutungen von Kunstwerken gibt es in großer Zahl; sie haben einen festen, wenn auch umstrittenen Platz neben anderen Interpretationsmethoden. Der Vortrag geht einen anderen Weg: Es wird untersucht, in welcher Weise Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts unter dem Einfluss Freuds und in Kenntnis von dessen maßgeblichen Schriften – etwa der „Traumdeutung“ – bewusst mit den Theorien Freuds zum Unbewussten umgegangen sind. Im Mittelpunkt steht die vor hundert Jahren erschienene „Traumnovelle“ Arthur Schnitzlers. Aber auch andere Autoren wie Franz Werfel, Arnold und Stefan Zweig, Lion Feuchtwanger und andere werden behandelt. Es wird auch ein Blick auf die weitere Rezeption geworfen, etwa auf Verfilmungen der „Traumnovelle“.


Do., 15.05.2025, 18.00 Uhr

Prof. Dr. Christof Wingertszahn (Goethe-Museum Düsseldorf): Goethe als Freimaurer.

Prof. Dr. Christof Wingertszahn beschreibt in seinem Vortrag „den schönen Kern“ der Freimaurerei. Für das 18. Jahrhundert ist die Freimaurerei für ihn von besonderem Interesse: als Einrichtung sozialer und politischer Gleichheit, wie auch als Geheimbund.
Zwar ging Goethes Engagement für die Maurerei schnell zurück, und in politischer Hinsicht betrachtete der Weimarer zeitweise Geheimbünde sogar als gefährlich. Dennoch blieb Goethe der Freimaurerei bis zu seinem Tod verbunden. Die „leuchtenden Ideen“ der Freimaurer haben deutliche Spuren in seinen Werken hinterlassen: die Motive des Wanderns, der Veredelung des Menschen und des ethischen Bemühens, „an dem öden Strand des Lebens“ sich „ein Ziel des Strebens“ zu setzen. Das berühmteste Gedicht zu diesem Thema sieht das Handeln der Freimaurer als Sinnbild des menschlichen Lebens: „Des Maurers Wandeln, / Es gleicht dem Leben“.


Do., 26.06.2025, 18.00 Uhr

Dr. habil. Nadjib Sadikou (Europa-Universität Flensburg):  «Fremde Ähnlichkeiten». Zur Rezeption Goethes in Westafrika.

Goethes ausdrückliche Empfehlung, man solle sich ‹bei fremden Nationen umsehen›, liegt seinem Begriff von ‹Weltliteratur› zugrunde. Diese Internationalität von Goethes Poetik zeigt der Referent anhand ihrer Rezeption in der westafrikanischen Literatur und Philosophie auf. Das ‹Andere› des westafrikanischen Literaturverständnisses gegenüber Goethes Weltwahrnehmung wird eben nicht als unverrückbare Differenz begriffen. Dies wird an Beispielen westafrikanischer Autoren und Autorinnen dargelegt.

Der Referent ist Dozent für Germanistik an der Europa-Universität Flensburg. Zuletzt erschien von ihm das Buch: Nordsüdlicher Divan (2024).


Do., 04.09.2025, 18.00 Uhr

Prof. Dr. Helmut Schmiedt (Koblenz): Werther trifft Winnetou. Über Goethe und Karl May. 

Die Gesamtheit der Literatur kann man sich als ein riesiges, äußerst komplex gestaltetes Gebäude für Bewohner mit unterschiedlichen Bedürfnissen vorstellen. So wie die zahllosen Räume darin extrem inhomogen gebaut und ausgestattet, aber irgendwie doch miteinander verbunden und in manchen Grundelementen ähnlich sind, besteht auch zwischen Leben, Werk und Wirkung Goethes (Kreuzworträtsel-Definition: „dtsch. Dichterfürst“) und Mays (Ernst Bloch: „Shakespeare der Jungens“) eine Beziehung, die sich durch elementare Differenzen ebenso auszeichnet wie durch erstaunliche Annäherungen. Das 2024 im Karl-May-Verlag erschienene Buch geht dem merkwürdigen Verhältnis zwischen zwei Schriftstellern nach, die nur auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen. 


Do., 30.10.2025, 18.00 Uhr

Bernd Kemter (Gera): Das Werther-Motiv bei in- und ausländischen Dichtern.

Goethes „Werther“ inspirierte gleich mehrere Dichter, sich mit dem Schicksal des jungen unglücklich Verliebten in eigenen Werken auseinanderzusetzen. Der Vortrag weist diesen Umstand an Beispielen von Hölderlin, Lenz, Stendhal, Mickiewicz, Lord Byron, Rilke und anderen nach. Dabei zeigt sich, dass die Bewältigung dieses anspruchsvollen Themas durchaus unterschiedliche, ja motivisch abweichende Versionen zeitigt.
Der Referent – Vorsitzender der Goethe-Gesellschaften Gera und Erfurt – zeigt auf, dass tragische Verstrickungen wegen unerfüllter Liebe nicht nur unglücklichen Jünglingen eigen sind. Es gibt ebenso weibliche Pendants.


Do., 13.11.2025, 18.00 Uhr

Prof. Dr. Jochen Golz (Ehrenpräsident der Goethe-Gesellschaft Weimar): Reinigen und Bereichern. Goethes Verhältnis zur deutschen Sprache.

Goethes individueller Wortschatz, wie er im Goethe-Wörterbuch gespeichert ist, übertrifft an Umfang nicht nur den eines gebildeten Deutschen unserer Tage um ein Vielfaches, er nimmt auch unter den deutschen Dichtersprachen eine Sonderstellung ein. Diese besteht vor allem in der Menge an Wörtern, die Goethe als erster gebildet, oft aber nur einmal verwendet hat und die wesentlich den Reichtum seiner poetischen und wissenschaftlichen Sprache ausmachen. Bemerkenswert ist ebenso der Anteil an Fremdwörtern, bei deren Gebrauch Goethe, gepaart mit einem gewissen Widerwillen gegen pedantische ‚Sprachreiniger‘, große Toleranz an den Tag legte. Offenheit gegenüber fremden Sprachen korrespondiert mit Goethes Begriff von Weltliteratur, wie er seit dem „West-östlichen Divan“ mehr und mehr sein kulturelles Weltbild prägt.